«Eine komplette
Kämpferin»
Die Thaiboxerin
Carole Flury bestreitet seit vergangenem Jahr auch Boxkämpfe
kampfsport. Mit
grossem Ehrgeiz und viel Willenskraft hat sich Carole Flury bereits
einige Titel erarbeitet. Morgen Samstag steht die mehrfache
Schweizer Meisterin im Thai- und Kickboxen an der Fight Night in
St. Gallen im Ring.
sabrina dünnenberger
«Sie sieht
harmlos aus», Carole Flury deutet auf das Bild von Petra Buchberger,
ihrer Gegnerin an der Fight Night von morgen Abend. Viel mehr weiss
die 27-Jährige nicht über die Ungarin. Vom Aussehen darf sich Flury
jedoch nicht täuschen lassen. Denn auch sie selbst wirkt nicht
bedrohlich. Ihr herzliches Lachen unterstreicht diesen Eindruck.
Wenn sie aber in den Ring steigt, dann meist mit Erfolg. 2001 wurde
Flury erstmals Schweizer Meisterin im Thaiboxen, gewann den Titel
2002 und 2003 erneut und holte im vergangenen Jahr den
Schweizer-Meister-Titel im Kickboxen.
Carole Flury
ist eine der besten Thaiboxerinnen in der Schweiz und hat sich auch
in Europa einen Namen gemacht. Mit dem Training hat die gebürtige
Baslerin begonnen, als sie vor rund drei Jahren ihr Studium in
St. Gallen aufgenommen hat. Zuvor übte sie andere Kampfsportarten
wie Judo, Karate und Jiu Jitsu aus. Ihren ersten Kampf hat sie 2000
in Frankreich nach lediglich drei Monaten Training bestritten - und
gewonnen. «Ich trat damals nur als Ersatz für eine ausgefallene
Kämpferin an. Die Stimmung in der Halle und der Sieg spornten mich
an, weitere Wettkämpfe zu bestreiten», sagt Flury. Der Durchbruch im
europäischen Thaibox-Feld gelang Flury 2002. Sie siegte zweimal
gegen Silvia Valicelli, die italienische Vorzeige-Kämpferin. «Vor
allem der zweite Kampf in Rimini war bedeutend. Damals hatte ich nur
drei Stunden geschlafen, weil wir im Stau gestanden hatten»,
erinnert sich Flury.
Männlicher
Sparringpartner
Mittlerweile
lebt Carole Flury im Rheintal, arbeitet im Fürstentum Liechtenstein
als Wirtschaftsprüferin und trainiert im Wing Thai Gym Buchs -
vorwiegend mit männlichen Kollegen. Ihr Sparringpartner ist Sok
Kosol, der am Samstag ebenfalls kämpfen wird. Frauen zum Sparring zu
finden ist schwierig; Kosol, der sonst in Rorschach trainiert, ist
etwa gleich schwer. Trainer Rohy Batliwala attestiert der Kämpferin
Willensstärke. «Sie ist eine ausgeglichene, komplette Athletin»,
sagt er. Daran arbeitet sie hart. Flury trainiert täglich von Montag
bis Samstag, vor Wettkämpfen gar zweimal pro Tag.
Ziel
Profikämpfe
Seit dem
vergangenen Jahr bestreitet Flury auch Boxkämpfe. Hier sieht ihre
Bilanz - noch - nicht so positiv aus. Erst vor wenigen Wochen bezog
sie gegen die Schweizer Nachwuchshoffnung Dina Burger ihre zweite
Niederlage. Sie ist überzeugt, dass sie die erst 15- Jährige
besiegen kann. «Auch aufgrund ihres Alters habe ich sie wohl
unterschätzt.» Flury konzentriert sich vermehrt aufs Boxen, ein Ziel
in diesem Jahr sind die Europameisterschaften im Amateurboxen. «Wenn
ich einige Titel bei den Amateurinnen gewinnen kann, wird vielleicht
ein Profikampf möglich», sagt Flury. Eine Lieblingsgegnerin hat sie
bereits im Auge: Regina Halmich. Die Deutsche gehört zu den wenigen
Frauen, welche vom Boxsport leben können. «Diese Entwicklung ist
erfreulich, vielleicht wird es auch in der Schweiz irgendwann
möglich, als Frau Boxprofi zu sein», sagt Batliwala. Hierzulande ist
es gar für Männer fast unmöglich, den Profistatus zu erreichen,
Sponsoring in Kampfsportarten ist nicht populär. Dabei haben sie
sich vom Klischee der unkontrollierten Schlägereien längst befreit.
Ausser mit schmerzenden Schienbeinen und blauen Flecken hat Carole
Flury den Ring bisher unversehrt verlassen, und dies bestimmt nicht
nur deshalb, weil ihre Gegenerinnen harmlos ausgesehen haben.
Fight Night mit
Premiere Ladies League
Morgen Samstag
findet in der alten Kreuzbleichehalle in St. Gallen die Fight Night
mit Kämpferinnen und Kämpfern aus der Schweiz, Italien und Ungarn
statt. Auf dem Programm stehen elf Thaibox-Kämpfe, den Abschluss
bildet ein Profikampf. Der mehrfache Europameister Thomas Hladky
trifft dabei auf den Ungarn Antal Zoltan. Der Luzerner Hladky ist
bekannt als Kämpfer der Super League, welche jeweils auf DSF, neu
Eurosport, übertragen wird. Erstmals ausgetragen werden in
St. Gallen Kämpfe der Ladies League. Diese Liga wurde vor kurzem
gegründet und soll sich zum weiblichen Pendant der Super League
entwickeln. Die grosse Anzahl Verbände hat dazu geführt, dass das
Niveau der Kämpferinnen schwer einschätzbar wurde. Der Name Ladies
League soll für Kämpfe mit den wirklich besten Thaiboxerinnen
Europas garantieren. (du) |